Neue Herausforderungen der Hochschulen durch G8, Bologna und den jüngeren Hochschulabsolventen
Abitur in zwölf Jahren, der Bologna-Prozess, G8 und die Umstellung auf Bachelor/Master führen zu immer jüngeren Absolventen. Mit dem Beginn des Bologna-Prozesses haben die Universitäten zunehmend Career Services gegründet, um die Studierenden mit Kompetenzen auszustatten, die einen guten Berufseinstieg ermöglichen.
Das Serviceangebot und die Ausstattungen der Career Services fallen sehr unterschiedlich aus und reichen von einer exklusiven Stellenbörse bis zum Knigge-Training. Nach der HRK sind die Leistungen der Career Services als Qualitätsmerkmale anzusehen und stets zu optimieren. Durch exklusive und nachhaltige Angebote können sich die Career Services zu anderen Universitäten abgrenzen und zu einem Alleinstellungsmerkmal entwickeln.
Jedoch konnten in Deutschland nur wenige Career Services den Grad an Professionalität erreichen, sowie nachhaltige Serviceangebote etablieren. Und dies obwohl die Hochschulen, durch das politische Ziel 40% eines Jahrgangs an deutschen Hochschulen ausbilden zu lassen, eine noch stärkere Mitverantwortung für eine erfolgreiche Arbeitsmarktbefähigung ihrer Absolventen einnehmen.
– Einblicke aus der Universum Professional Survey 2014
Career Services an Hochschulen sollen Studierende durch verschiedenste Maßnahmen auf den Übergang in die Berufstätigkeit vorbereiten und somit bei diesem Schritt unterstützen. Zu den Aufgaben einer institutionalisierten berufsbezogenen Studien- und Karriereberatung der Hochschulen zählen die Stärkung des Praxisbezugs, die Vermittlung arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen und die Unterstützung der Studierenden beim Übergang in den Beruf. Diese Aufgaben, die Vorbereitung auf das Arbeitsleben, langfristige Karriereziele, sowie begehrte Arbeitgeber und Jobpräferenzen, standen auch dieses Mal wieder im Fokus der Universum Professional Survey 2014. Insgesamt 5351 Teilnehmer haben an der Umfrage teilgenommen. Insbesondere rund um den Berufseinstieg wird das Thema „Berufliche Fitness“ (engl. Employability) immer wichtiger. Hochschulen versuchen Studierende besser mit Kompetenzen auszustatten, die einen guten Berufseinstieg ermöglichen.
Die meisten Hochschulabsolventen fühlen sich mittelmäßig oder nicht gut auf den Berufseinstieg vorbereitet
In Deutschland geben nur etwas über 20% der jungen Absolventen (Abschluss in den letzten 3 Jahren) an, dass Sie sich sehr gut (9 oder 10 auf einer 10-er Skala) auf den Berufseinstieg vorbereitet gefühlt haben. Der Großteil der Absolventen bewertet die professionelle Vorbereitung mit mittleren Werten. Die Professional Survey 2014 bestätigt damit ein Bild in Deutschland, dass auch bereits andere Studien (z.B. McKinsey, 2012) für Absolventen in Europa gezeichnet haben. Berufseinsteiger mit akademischen Hintergrund fühlen sich nicht besonders gut auf das Arbeitsleben vorbereitet. Arbeitgeber sehen dies laut der McKinsey Studie sehr ähnlich. Absolventen von privaten Hochschulen fühlen sich dabei am besten vorbereitet, gefolgt von (Fach)Hochschulabsolventen. Uni-Absolventen zeichnen dabei in der Selbsteinschätzung das schlechteste Bild von der eigenen professionellen Vorbereitung.
Interessant ist dabei jedoch etwas genauer zu differenzieren wie sich Absolventen in Hinblick auf spezifische Kernkompetenzen selbst bewerten. Während viele Absolventen bei den allgemeineren Methodenkompetenzen (Kommunikation, Technisches Wissen, Planen & Organisieren, etc.) eine gute Ausstattung der eigenen Fähigkeiten sehen, sieht das Bild bei den Sozial- und Personalkompetenzen etwas pessimistischer aus. Insbesondere in den Themenfeldern Führungsvermögen, Überzeugungskraft, Netzwerkfähigkeit und „Engagement, Ausdauer & Nachhaltiges Handeln“ fühlen sich die befragten Jung-Absolventen nicht ausreichend gut für die kommenden Aufgaben vorbereitet.
Absolventen von Privaten Hochschulen haben mehr Praxis- und Auslandserfahrung
In den einzelnen Kompetenzfeldern lassen sich bei Absolventen von staatlichen Hochschulen und Universitäten keine deutlichen Unterschiede in der Selbsteinschätzung feststellen. Bei privaten Bildungseinrichtungen stufen sich die Absolventen hingegen durchweg besser ein. Das heißt nicht, dass die staatlichen Einrichtungen eine schlechte(re) Ausbildung für Schlüsselkompetenzen anbieten. Vielmehr ist das Selbstverständnis bei vielen dieser Einrichtungen, was die Implementierung von Schlüsselkompetenzen in die Didaktik und extracurriuclare Angebote, sowie die Möglichkeit relevante Praxis- und Auslandserfahrungen in ein Regelstudium zu integrieren, noch weniger entwickelt. Das spiegelt sich dann auch in den Erfahrungen, auf die ein Absolvent der unterschiedlichen Einrichtungen nach seinem Studium zurückblicken kann, wider. Hier liegen dementsprechend nicht überraschend die Absolventen von privaten Hochschulen vor anderen; sowohl was die Integration von Praktika, Auslandserfahrungen aber auch einem Engagement in studentischen Organisationen angeht. Auf der anderen Seite gehen Absolventen staatlicher Hochschulen und Universitäten hingegen deutlich häufiger einer Nebentätigkeit (z.B. als Werks-Studierende) nach und bieten potential die eigene Selbsteinschätzung bezüglich wichtiger Kernkompetenzen zu stärken.
Fokus auf Berufliche Fitness gefährdet nicht eine ganzheitliche Ausbildung an Hochschulen
Wenn eine Hochschule sich auf die Employability ihrer Studierenden fokussiert, bedeutet dies nicht automatisch, dass dadurch das Humboldtsche Bildungsideal – also die ganzheitliche Ausbildung – in Gefahr gebracht wird. Im Gegenteil, in der heutigen Welt bietet eine gute Employability jungen Menschen die beste Sicherheit mit Bezug auf die eigene weitere professionelle Entwicklung. Hiermit wird eine ganzheitliche Sicherheit, die fachliche Expertise, ein moderner Mindset, praktische Erfahrungen und entsprechende Sozialkompetenzen miteinander integriert, verstanden. Der Kern des Gedanken ist, dass sich junge Menschen heute mehr denn je auf sich ständig verändernde Gegebenheiten und (Berufliche-)Anforderungen einstellen müssen. Durch G8 und den Bologna-Prozess müssen die Angebote der Career Services einiger Hochschulen weiter modifiziert werden, um sich selber – im Sinne Ihrer Studierenden moderner aufzustellen, um damit die langfristige berufliche Sicherheit Ihrer Absolventen zu stärken. Zudem ist durch die Umstellung der Bachelor- und Masterstudiengänge die Employability ein wichtiger Beurteilungsfaktor für die Qualitätsbewertung von Hochschulen geworden, der kontinuierlich an den Wandel der Arbeitswelt anzupassen ist.
Von Tim Kaltenborn, Anne Schmitt und Philip Dunkhase
Quellen:
Universum, Universum Professional Survey 2014 – German Edition, www.universumglobal.com
McKinsey, 2012, Education to Employment
HRK, 2011, Career Services
Philip Dunkhase, 2014, Alumni Management als Instrument im Hochschulmarketing
www.alumni-clubs.net