Entwicklung der Alumni-Arbeit in Deutschland
Für deutsche Hochschulen und öffentliche Institutionen gilt es zukünftig, Paradigmen aus Social Media und Enterprise 2.0 in das Alumni-Management ihrer Einrichtung zu überführen. Für die erfolgreiche Umsetzung fehlt es oft an Strategien und Geschäftsmodellen, wie Hochschulen virtuelle Soziale Netzwerke, Crowdfunding oder digitale Angebote in der Alumni-Arbeit erfolgsversprechend nutzen können. Gegenüber dem amerikanischen Beispiel hat die deutsche Literatur dem Gebiet der Alumni-Netzwerke wenig Aufmerksamkeit gewidmet und kann nur vereinzelte Theorien, Konzepte, best Practice und Kennzahlen aufweisen, die sich schwerpunktmäßig mit dem Hochschulfundraising, Hochschulmarketing, Marketing-Konzepten speziell für das Alumni-Management und Networking auseinandersetzen.
Rückblick: 20 Jahre Alumni-Management in Deutschland
Im Jahre 1998 haben alle Hochschulfördervereine in Deutschland zusammen 67 Millionen DM an Mitgliedsbeiträgen und Spenden eingenommen. Von diesen Beträgen stammen 87 Prozent aus der Wirtschaft und lediglich 13 Prozent aus Alumni- Beitragsaufkommen. Dieses Ungleichgewicht war der Grund für eine Diversifikationsstrategie und hat der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Anlass für eine Neuorientierung gegeben, die sich nicht mehr in erster Linie auf die Unternehmen der Region, sondern gezielt auf die Alumni bezogen hat. Nach einer Empfehlung der HRK zur Gründung von Absolventenvereinigungen im Jahr 1997, haben deutsche Hochschulen nahezu ausnahmslos Initiativen ins Leben gerufen, um die systematische Alumni-Arbeit auszubauen. Jedoch ist anzumerken, dass in Deutschland nur wenige Einrichtungen den Grad an Professionalität erreichen, der für den Aufbau engmaschiger Alumni-Netzwerke und zu einem Return on Invest notwendig ist.
Einbidung des Alumni-Managements in den Hochschulen
Ebenso fehlt es oftmals an einer Verortung und ernsthaften Einbindung des Alumni-Managements in der Organisationsstruktur sowie der Einbindung in die vorhandene Marketing- beziehungsweise Kommunikationsstrategie der Hochschulen. Eine landesweit einheitliche Regelung bezüglich der Weiterverarbeitung von Daten ehemaliger Studierender zum Zweck der Alumni-Arbeit, ist weiterhin Zukunftsmusik. Zwar besteht eine Übereinkunft der Hochschulen, doch sind die Ausprägungen in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich. Die Landeshochschulgesetze erhalten teils keine Richtlinien zu datenschutzrechtlichen Regelungen in Bezug auf die Weiterverarbeitung personenbezogener Informationen und Daten Ehemaliger /Forscher-Alumni und definieren die Aufgabe der Verbindungspflege mangelhaft oder sogar gar nicht. Das primäre Ziel der Professionalisierung des Alumni-Managements liegt darin, die Ehemaligen stärker für ihre Hochschule zu interessieren, ihr Engagement zu wecken, sie für unterschiedliche Hochschulangebote zu gewinnen, sie langfristig an die Hochschule zu binden und sie schließlich als finanzielle Förderer zu gewinnen. Um dieses Ziel zu verfolgen, investieren Hochschulen zum Teil beträchtliche Mittel, um ihre ehemaligen Absolventen ausfindig zu machen und sie auf unterschiedlichste Weise erneut in Kontakt mit ihrer alten Bildungsstätte zu bringen. Wesentliche Grundlagen sind, neben dem zentralen Aufbau eines Alumni-Managements mit Koordinatoren und Beauftragten, auch Maßnahmen wie Mailings, Homecoming- Days, Alumni-Veranstaltungen und Alumni-Datenbanken. Zu diesem Zweck bieten seit einigen Jahren verschiedene Träger wie CASE, DAAD und die Europäische Akademie Seminare für Alumni-Manager an, um Bildungseinrichtungen für das Thema zu sensibilisieren und bei ihrer Alumni- Arbeit und dem Fundraising zu unterstützen.
Fazit 20 Jahre Alumni-Arbeit in Deutschland
Die Entwicklung in Deutschland zeigt eher eine rückläufige Bedeutung der Alumni-Arbeit, die mit Sicherheit auch in Verbindung mit der Prioritätensetzung der Hochschulrektoren steht. Jedoch stehen die Hochschulen neben dem Finanzierungshintergrund vor weiteren Herausforderungen, die vor allem die Digitalisierung und das Studierendenmarketing betreffen. Wegen der prognostizierten rückläufigen Zahl von Studienanfängern aufgrund des demographischen Wandels, der größeren Möglichkeit eines Auslandsstudiums durch höhere Mobilität und wegen des steigenden internationalen Wettbewerbs, ist es umso wichtiger, zufriedene Studierende und Alumni als Multiplikatoren und Botschafter etwa zum Reputationsaufbau einzusetzen.