Status Quo der Forscher-Alumni-Arbeit in Deutschland
Ohne Förderprogramme stellt die Verstetigung der Forscher-Alumni-Arbeit für die meisten Hochschulen eine große Herausforderung dar.
Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt konnten zwischen 2014-2018 Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei dem Aufbau und der Weiterentwicklung ihrer Forscher-Alumni-Arbeit unterstützt werden. Die Forscher-Alumni-Arbeit hat so in den letzten Jahren zwar an Bedeutung gewonnen, jedoch fehlt es an einer nachhaltigen Etablierung des Forscher-Alumni-Managements. Derzeitig gibt es für die Forscher-Alumni keine Förderprogramme und bei 70% der Hochschulen fehlt es an finanziellen und personellen Ressourcen. Bei 24% der Hochschulleitungen hat die Forscher-Alumni-Arbeit keine Priorität oder es gibt aus Sicht der Hochschulen zu wenige Forscher-Alumni, sodass sich Forscher-Alumni-Arbeit nicht lohnt (24 %).
Die Digitalisierung und Social Media birgt schon heute ein immenses Potenzial für die Bindung von Forscher-Alumni der Generation Y
Die deutsche Hochschullandschaft erfährt derzeit durch die fortschreitende Digitalisierung einen weitreichenden Umbruch. Dies gilt auch für die Forscher-Alumni-Arbeit, wo verschiedene mobile APPs und Social-Media-Angebote neue Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Aber wie gelingt eine erfolgreiche Nutzung der sozialen Netzwerke? Wie kann man die Bedürfnisse und Nutzergewohnheiten der Forscher-Alumni adäquat bedienen? Und was ist datenschutzrechtlich zu beachten?
Die Forscher-Alumni der Generation Y werden mit ihren digitalen und webbasierten Ansprüchen, Bedürfnissen und Kenntnissen die bisherige Welt des Alumni-Managements deutlich verändern. Die webbasierten Alumni-Netzwerke werden dabei eine besondere Rolle spielen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Generation Y treffen Freunde, Kolleginnen und Kollegen sowie andere Forschende virtuell auf XING, LinkedIn und Facebook. Sie twittern, bewerten, empfehlen und liken Forschungsbeiträge in Foren. Sie abonnieren wissenschaftliche Blogs per RSS, teilen Forschungsergebnisse über Google Scholar, Research Gate und Academia.edu und lassen sich von Personalern über ihre Profile in weltweiten Business-Netzwerken rekrutieren. Zu wissenschaftlichen Science-Slams melden sich die Forschenden der Generation Y über führende Online-Ticketing-Plattformen an und veröffentlichen ihre Forschungsergebnisse mit den richtigen Hashtags via InstaWalk oder Snap`n`Walk. Sie sind mit Social Media stets mobil, weitläufig vernetzt sowie immer und überall erreichbar. Während vorige Generationen noch eine klare Grenze zwischen Berufs- und Privatleben zogen, sind in der Generation Y beide Welten nicht mehr trennscharf auseinanderzuhalten. Das wissenschaftliche Karrie-renetzwerk vom privaten Netzwerk zu trennen, ist eher die Ausnahme. Für Forscher-Alumni-Netzwerke, die den Kommunikationsbedürfnissen ehemaliger Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler jeden Alters entsprechen sollten, muss die Social-Media-Kommunikation diese Trends abbilden und auf das veränderte Kommunikationsverhalten der zukünftigen Forscher-Alumni der Generation Y eingehen.
Professionalisierung der Kommunikation im Forscher-Alumni-Management
Social-Media-Anwendungen stellen im Forscher-Alumni-Management ein kaum erfasstes Feld dar. Entsprechend fehlen Erfahrungswerte für den nachhaltigen Einsatz von Social-Media-Anwendungen in den Bereichen Alumni-Management, Social-Relationship-Management, Social Recruiting und Crowdfunding. Social Media birgt ein immenses Potenzial für die Bindung von Forscher-Alumni der Generation Y. Die deutsche Hochschullandschaft erfährt derzeit durch die fortschreitende Digitalisierung einen weitreichenden Umbruch. Dies gilt auch für die Forscher-Alumni-Arbeit, wo verschiedene Social-Media-Angebote neue Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Aber wie gelingt eine erfolgreiche Nutzung der sozialen Netzwerke? Wie kann man die Bedürfnisse und Nutzergewohnheiten der Forscher-Alumni adäquat bedienen? Und was ist datenschutzrechtlich zu beachten?
„Wer seine Forscher-Alumni erreichen will, muss Informationen und Botschaften dort platzieren, wo die Generation unterwegs ist – und zwar zu deren Bedingungen.„
Es überrascht daher nicht, dass sich das Alumni-Management an Hochschulen erst verspätet mit Social Media und Reputations-Management auseinandersetzt und neue digitale Strategien für Förder- und Alumni-Aktivitäten in der deutschen Hochschullandschaft entwickelt. Mit der Generation Y und ihrem veränderten Mediennutzungsverhalten im Social Web entsteht eine neue Dynamik im Alumni-Relationship-Management, die zum Handeln zwingt. Noch sind in den Forscher-Netzwerken der Hochschulen die Mitglieder der Generation Y zahlenmäßig gering vertreten. Umso wichtiger ist es, dass sich bereits jetzt das Forscher-Alumni-Management Gedanken darüber macht, wie sich durch sie Auf bau und Funktionsweise der virtuellen Forscher-Alumni-Netzwerke verändern werden.
Die neue DSGVO lässt noch viele Fragen der Forscher-Alumni-Beauftragten offen
Eine landesweit einheitliche Regelung zur Erhebung und Weiterverarbeitung von Daten der Forscher-Alumni im Social Web für die Alumni-Arbeit ist Zukunftsmusik. Die Landeshochschulgesetze und die im Mai 2018 in Kraft getretene europäische Datenschutzgrundverordnung enthalten teilweise keine Richtlinien zu datenschutzrechtlichen Regelungen. Dies gilt besonders für die Weiterverarbeitung personenbezogener Informationen und Daten ehemaliger Hochschulangehöriger. Unklar ist auch, ob man als öffentliche Einrichtung so argumentieren kann, dass die Verarbeitung von personenbezogenen Daten in sozialen Medien ein berechtigtes öffentliches Interesse ist. Die Datenverarbeitung im Social Web wäre somit zur Erfüllung von Aufgaben im öffentlichen Interesse erforderlich Ein Reformbedarf der Datenschutzregelungen für die Social-Media-Aktivitäten und Digitalisierungsstrategien wird schnell ersichtlich: In Zeiten digitaler Transformation müssen Hochschulen und Alumni-Organisationen die Herausforderungen der Business-Netzwerke im Social Web annehmen, wenn sie den Kontakt zu ihren internationalen Forscher- Alumni halten und nutzen wollen. Das gilt vor allem für das Social Recruiting, die Crowdfunding-Aktivitäten, das Forschungsmarketing und Social-Relationship-Management oder das Influencer-Marketing.
Forscher-Alumni über unterschiedliche Social- Media-Kanäle
Zudem stellt sich die Frage, in wie vielen Netzwerken und Social-Media-Anwendungen die Forscher-Alumni langfristig Zeit verbringen werden und können, um noch als beitragende Mitglieder eines Netzwerkes oder einer Community zu gelten. Auch wird sich zeigen, ob spezielle Social-Software-Lösungen, die für die Forscher-Alumni-Arbeit entwickelt wurden und nur einen ausgewählten Kreis an Nutzern ansprechen, die gewünschte Reichweite sowie Mitgliederzahl erlangen können. Denn das vorrangige Ziel, die Forscher-Alumni an ihre ehemaligen Hochschulen zu binden, sollte bei allen Social-Media-Aktivitäten nicht aus dem Auge verloren werden.
Quellen:
– Vgl: P. Dunkhase (12/2018): Webcontrolling: Mit Online-Analyse-Tools messen. In: Magazin – Internationales Hochschulmarketing, Gate Germany
– Vgl.: P. Dunkhase (08/2018): Social Media birgt ein immenses Potenzial für die Bindung von Forscher-Alumni der Generation Y. In: duz SPECIAL – Die Zukunft der Forscher Alumni, DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH, Sonderbeilage, Bonn, 21.09.2018, S.8-9
– Vgl.: https://www.humboldt-foundation.de/web/forscher-alumni-arbeit-in-deutschland.html