Nutzung von Videos in der Corona Krise – Möglichkeiten im Hochschulmarketing
Gastbeitrag von Bruno Fritzsche
In den vergangenen Jahren habe ich verstärkt Anfragen von Hochschulen bekommen, die mit Videos arbeiten wollten. Der Anspruch war meist ähnlich, denn für viele Jahre haben Printprodukte wie Flyer oder Magazine ausgereicht, um alle Informationen zu vermitteln. Hinzu kamen Studienmessen und irgendwann auch Social Media wie Facebook oder Instagram. Bei letzterem wurde schnell gemerkt, dass es nicht einfach möglich ist die Inhalte von Printprodukten auf die Sozialen Medien zu übertragen. Oder anders gesagt, wenn der Text auf einer halben Seite im Magazin funktioniert, muss es noch lange nicht für Facebook & Co. funktionieren. Der Grund dafür ist einfach, die junge Zielgruppe (Studieninteressierte, ab 17 Jahre) konsumiert Inhalte anders. Soziale Medien werden anders genutzt und vor allem besteht eine enorme Content-Überflutung. Die einzige Lösung ist es, wenn sich Anbieter von Bildungsprogrammen, Hochschulen oder vergleichbare Institute durch gut gemachte Inhalte und authentischen Mehrwert abheben. Spätestens hier standen Hochschulen vor einem Problem. Die wenigsten Hochschulen verfügen über ein so starkes Marketingteam, dass alle Inhalte selbst produzieren kann. Also werden externe Firmen mit der Konzeption und Produktion von Videos beauftragt. Was aber nicht in allen Fällen Sinn macht. In diesem Artikel möchte ich aus meiner Sicht schildern, welche Inhalte Sinn machen und wie man trotz (oder gerade wegen) der Corona Krise nicht alles stehen und liegen lassen sollte. Denn eins ist klar, am Schlimmsten ist der Stillstand.
Erfolgsversprechende Maßnahmen im Hochschulmarketing
Eine Hochschule bietet ein „Produkt“, das ist die Ausbildung. Es gibt Kunden, das sind die Studieninteressierte und eine einfache Regel besagt, dass Kunden eher ein Produkt kaufen, wenn sie es verstehen, von dem Nutzen überzeugt sind oder es ihnen empfohlen wurde. Im ersten Schritt muss klar sein, welches Profil das Produkt bekommt, was wird in dem Film vermittelt und welche Botschaft wird nach außen gesendet. Nur mit einem klaren Profil können die Studieninteressierten perfekt angesprochen werden. Bestandteile eines Profils sind, spezielle Fachbereiche auf die sich die Hochschule spezialisiert hat, ein besonders internationale Programm, ein tolles Alumni-Netzwerk oder natürlich Vorzüge abseits der Lehrveranstaltungen.
Nehmen Sie sich drei Punkte und fokussieren Sie sich auf diese. Es gibt genug Hochschulen, die „alles“ anbieten, Sie sind aber spezialisiert und bilden daher die Elite aus. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu verstehen, dass das Einschreiben neuer Studierenden nicht das primäre Ziel sein sollte. Das Primärziel ist die Schärfung und Etablierung eines Images mit genau dem Profil, dass sie für sich sehen. Es werden sich automatisch vermehrt Studierende bewerben, wenn sie sich in ihrem Profil wiederfinden.
Mehrwert bieten auf Social Media Plattformen!
Wenn Sie denken, Sie möchten möglichst viele Studierende auf Ihre Website bekommen, dann ist das der falsche Ansatz. Wenn die potentiellen Studierenden auf Ihrer Website sind, dann haben Sie es schon geschafft. Nun liegt es an der Struktur der Website, guter Übersichtlichkeit und einfacher Bewerbungsprozesse, die Studierende zur Bewerbung zu animieren. Viel schwieriger ist es aber, die Studierende auf ihre Website zu bekommen. Und genau da setzt Hochschulmarketing an. Denken Sie immer daran, Sie sind das Unternehmen, potentielle Studierende sind Ihre Kunden und Sie möchten Ihre Kunden informieren, abholen und Ihnen das Produkt schmackhaft machen.
Wo halten sich also Ihre Kunden auf? Ein Großteil vermutlich auf Social Media Plattformen im Internet oder entsprechenden Apps wie Snapchat und TikTok. Nun ist es an Ihnen kundenorientiere Inhalte zu erstellen, wie Blogs, Tutorials, Knowledge Base, die Ihren potentiellen Kunden einen echten Mehrwert bieten. Das Prinzip ist einfach. Sie geben echtes Wissen weiter, einfach so, umsonst und gut aufbereitet. Potentielle Studierende Informieren sich mit Ihrem Wissen, und werden so automatisch auf Sie aufmerksam. Zusätzlich hat es den positiven Nebeneffekt, das redaktionelle Inhalte besser auf Suchmaschinen gerankt werden.
Authentizität. Authentizität. Authentizität.
Die Entscheidung für eine Universität fällen viele nur ein oder zwei Mal im Leben. Den wenigsten ist es dabei wichtig, ob es in der Mensa besonders gutes essen gibt, oder ob Ihre Hochschule zehn Hörsäle hat. Viel wichtiger ist die Struktur der Universität, ob es einfach ist mit Lehrenden zu sprechen, ob es ein gutes Sozialleben gibt, ob es Hilfestellungen für Studierende gibt oder ob der Unisport ein gutes Angebot liefert. Also all das, was ihnen im Alltag vor dem Studium auch wichtig ist. Und genau hier sollten Sie ansetzen.
Sie haben ja nun Ihr Profil geschärft, da sie zum Beispiel herausstellen, dass sie besonders spannende Fachbereiche haben, ein guter persönlicher Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden besteht und Ihr Sportangebot vielfältig ist. Dann sollten Sie diese Vorteile auch kommunizieren. Am Besten machen Sie das, indem sie die erzählen lassen, die es in Anspruch nehmen, nämlich die Studierenden selbst, auf umgestellte und authentische Art.
Für unseren Imagefilm der Universität Ulm haben wir mit mehreren Studierenden authentische Portraits gefilmt, in denen Sie berichten warum sie sich an der Universität wohl fühlen.
Ein Gegenbeispiel ist der Imagefilm der Mississippi State University. Es ist eine sehr werbliche Variante, die zweifelsohne visuell gut gemacht ist. Aber letztendlich könnte es jede Universität sein.
Zwei wichtige Punkte, die Sie für erfolgreiches Hochschulmarketing beachten sollten.
Punk1: Zentrale Steuerung Ihrer Marketingaktivitäten
Ihr Profil sollte einheitlich sein, sowohl inhaltlich wie auch visuell. Oftmals ist es dem Budget oder der Kapazität an Mitarbeitern geschuldet, dass „jeder mal schnell was macht“. Tun Sie sich selbst den Gefallen und vernachlässigen Sie nicht die Wirkung von gutem Hochschulmarketing. Ganz gleich, ob Fotos, Texte oder Videos, der Stil und der Look Ihrer Kommunikation sollte einheitlich sein. Wenn es nicht anders geht und Sie zum Beispiel Ihre Videos selbst drehen wollten, dann vereinbaren Sie einen Leitfaden. Das beginnt mit einheitlichen Logos und Farben, geht weiter über die Kameraführung und endet bei der Musik und dem Schnitt. Nichts ist schlimmer, als eine Kommunikationsmaßnahme die nicht einheitlich ist.
Punkt 2: Konstant am Ball bleiben
Ihr Ziel sollte es nicht nur sein, Ihre Anzahl an Followern zu vergrößern, sondern auch die bestehenden Follower regelmäßig mit relevanten Inhalten zu informieren. Wenn Sie einmal im Monat ein Foto posten, ist das wenig. Wenn dieses Foto dann nicht mal etwas aussagt oder keinen Mehrwert bietet, ist es eigentlich irrelevant für Ihre Follower. Überlegen Sie sich also direkt eine Reihe von Kategorien, die Sie mit einzelnen Beiträgen füllen können. Beispiele für Kategorien sind: Bewerbungsprozess, Hochschulleben und erfolgreiche Forschungsprojekte. Für jede dieser Kategorie finden Sie sicher schnell eine Vielzahl von möglichen Beiträgen. Bereiten Sie die Beiträge einheitlich auf und machen Sie einen Posting-Plan, wann wird was veröffentlicht. Zum Beispiel immer Monats ein Beitrag über das Hochschulleben und jeden Mittwoch Tipps zum Bewerbungsverfahren.
Hochschulmarketing mit Videos in der Corona Krise / Covid-19
In der aktuellen Situation haben Hochschulen verstärkt Probleme, da die Marketingverantwortlichen nicht mehr räumlich beisammen sitzen können, es findet also weniger Austausch statt. Aber auch die praktische Umsetzung von Marketingaktivitäten wird erschwert, da es nicht mehr möglich ist in Gruppen Filme zu drehen. Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken ist die falsche Herangehensweise. Nutzen Sie diese Situation, um verstärkt an Ihrem Marketingauftritt zu arbeiten. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten die Sie, oder Ihre externen Partner, übernehmen können.
Vorhandenes Material neu verwenden
Vielleicht haben Sie schon einmal Filme produzieren lassen, dann nutzen Sie diese Möglichkeit. Überlegen Sie ob Sie das vorhandene Material neu schneiden können. Beinhaltet Ihr Film auch Stimmungsaufnahmen und nicht nur Interviews, dann nehmen Sie diese Stimmungsaufnahmen und lassen Sie einen professionellen Sprecher aufnehmen, die arbeiten weiterhin auch von zu Hause im eigenen Studio. Das ist eine sehr kostengünstige Möglichkeit um guten Content zu generieren.
Stock Footage Filme
Stock Footage ist bereits gefilmtes, sehr hochwertiges Filmmaterial, das Sie für kleine gebühren lizenzieren können. Überlegen Sie, ob es Bereiche an Ihrer Hochschule gibt, über die Sie informieren möchten. Dann kann die Auswahl von Stock Footage eine gute Lösung sein.
Aktiv werden mit Instagram Story und Live
Wenn Sie Instagram nutzen, um ab und zu Fotos zu posten, dann entdecken Sie die Story Funktion für sich. Hier können Sie Videobotschaften teilen, Umfragen machen, kurze aber wichtige Infos in Textform teilen und vieles mehr.
Nutzen Sie die Live Funktion von Instagram, um für ihre Studierenden da zu sein. Vielleicht kann ein Professor oder Professorin einen Livestream machen und über aktuelle Entwicklungen an der Hochschule berichten. Andere User können aktiv am Stream teilnehmen. Keine Angst vor den technischen Herausforderungen, der Stream ist denkbar einfach mit jedem Smartphone einzurichten. Stellen Sie das Smartphone auf ein Stativ, damit es nicht wackelt, und los geht es.
Erklärfilme für den Bewerbungsprozess
Möchten Sie es potentiellen Bewerbern ersparen sich durch viel Text zu lesen? Dann nutzen Sie die Möglichkeit von gut gemachten Erklärfilmen. In 60 bis 90 Sekunden, kann ein Erklärvideo alle Fragen beantworten. Natürlich müssen Sie nicht nur Informationen rund um den Hochschulalltag kommunizieren, wie bereits erwähnt, bieten Sie Mehrwerte an. Auch Filmproduktionsfirmen, die Erklärfilme animieren, arbeiten weiterhin.
Diesen Erklärfilm haben wir produziert, um darüber zu informieren warum man eigentlich Steuern zahlen muss.
User Generated Content
Der Begriff User Generated Content ist das was er aussagt, Inhalte die von Nutzern erstellt werden. Machen Sie einen Aufruf über Ihre Kanäle und animieren Sie Ihre Studierenden dazu, Ihnen Videobotschaften mit ihren Tipps und Tricks zu schicken. Am Besten erstellen Sie direkt einen Leitfaden, in dem genau steht, wie die Videos angefertigt werden sollten, zum Beispiel im hellen Raum und keine lauten Umgebungsgeräusche. Selektieren Sie, welche Videos sich gut eignen, versehen Sie die Videos mit ihren Grafiken und eröffnen Sie eine neue Kategorie auf Ihren Social Media Kanälen. Denken Sie hierbei über den Tellerrand hinaus, um wirklich spannende Formate zu entwickeln. In dieser Phase geht es darum, sich von der Masse abzuheben.
Filme drehen während der Corona Krise
Auch das produzieren von neuen Filmen mit Dreharbeiten ist unter gewissen Umständen möglich. Einen vollen Hörsaal werden Sie nicht bekommen. Aber vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, einen einzelnen Kameramann einzusetzen, Dronenaufnahmen machen zu lassen, oder gemeinnützige Organisationen und Vereine zu portraitieren, die sich aus der Hochschule heraus gegründet haben.
Ich hoffe, dieser Artikel hat Ihnen geholfen, um die Relevanz von Videos im Bereich Hochschulmarketing besser zu verstehen und auch einen Anreiz vermittelt, während der Corona Krise weiter zu machen.
Über den Autor
Bruno Fritzsche studierte im Bachelorstudiengang an der Hochschule für Medien und Kommunikation in München und absolvierte einen Masterstudiengang im Bereich Journalistik an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Er ist Geschäftsführer der HAWKINS & CROSS Media GmbH. 2014 gründete er das Unternehmen als Filmproduktion, um authentische Inhalte zu entwickeln und zu produzieren. Seit einigen Jahren ist HAWKINS & CROSS verstärkt im Bereich Hochschulmarketing aktiv, berät Hochschulen rund um Social Media Arbeit und Imagefilme.
mail@hawkinscross.com web www.hawkinscross.com